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Nielsens Kaffeegarten Keitum

Ehrbare Bürger auf Abwegen

Fünf Jahre lang verfolgte eine Sonderkommission des Landeskriminalamtes
Nordrhein-Westfalen die Spur einer Tätergruppe, die sich auf Diebstähle aus
Fahrzeugen spezialisiert hatte.

Mehrere Sommer lang schlugen die Langfinger ab 1974 immer wieder auf Sylt zu,
wo sie vornehmlich auf Strandparkplätzen ans Werk gingen. Man setzte dabei auf
Arbeitsteilung: Während die einen die Autos knackten und Beute machten – vor
allem Kreditkarten und Sparbücher waren sehr begehrt –, setzte der andere Teil
der Gruppe die heiße Ware in Bargeld um, das dann brav auf Sparbüchern
angelegt wurde.

Zwar konnten bereits 1974 mehrere Täter – darunter so ehrbare Bürger wie ein
Innenarchitekt, ein Rechtsanwalt und eine Sozialpädagogin – dingfest gemacht
werden, doch stockte die insgesamt 30 Köpfe starke Gruppe ihr Personal flugs
wieder auf. 1978 beschattete die Polizei auf Sylt acht Verdächtige, die mit drei
Leihwagen auf die Insel gekommen waren und hier in gehobenen Hotels
nächtigten. Tagsüber fuhren die Verdächtigen von Parkplatz zu Parkplatz. Doch
offenbar hatten sie von der Observierung Wind bekommen und tasteten die
geparkten Autos nicht an. Es nützte ihnen nichts: Im Juli 1978 erfolgten rund 30
Festnahmen in mehreren Städten Nordrhein-Westfalens; zum Teil wurden die
Täter zu längeren Freiheitsstrafen verurteilt.

Eine von vielen Geschichten aus "Sylter Tragödien" die Schattenseiten der Sonneninsel" (ISBN 978-3-00-027413-8) ist ab Pfingsten überall im Sylter Buchhandel zum Preis von 12,80 Euro erhältlich.

Copyright: Frank Deppe und Volker Frenzel, jegliche Verbreitung ohne Erlaubnis ist untersagt.