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Seenotrettungskreuzer "Pidder Lüng" wurde heute in List auf Sylt getauft

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Heute wurde der neue, in List auf Sylt stationierte, Seenotrettungskreuzer der DGzRS getauft. Zwar war er jetzt schon ein paar Wochen in der Nordsee im Einsatz, aber bis heute Samstag den 14. Dezember 2013 trug er noch seinen "Arbeitsnamen" SK34. Bei bedecktem Himmel kamen viele Menschen in den Lister Hafen, um der Zeremonie beizuwohnen, zum Glück hörte es, pünktlich um 11:30 Uhr, auf zu regnen. 

Nachdem der Sylter Shanty Chor die vielen Anwesenden auf das maritime Ereignis vorbereitet hatte und der ehrenamtliche Vorstand der "Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger" noch einmal auf die Bedeutung der Seenotretter hingewiesen hat, war es dann so weit.

Fernanda de Sousa Dibaba, Ehefrau des ehrenamtlichen DGzRS-„Bootschafters“ Yared Dibaba taufte den 20 Meter langen , mit nur 1,3 Meter Tiefgang und 22 Knoten schnellen Seenotrettungskreuzer auf den Namen "Pidder Lüng".

Pidder Lüng Seenotrettungskreuzer der DGzRS

Das circa 5 Millionen Euro teure Schiff, wurde zu 100 Prozent aus Spenden finanziert. Allein bei dem Spendenwettbewerb zwischen Hamburg und Sylt kamen über 1.4 Millionen Euro zusammen. Das Arbeitsboot erhielt deshalb einen Namen mit Bezug zur Hansestadt und der wird ab heute "Michel" sein. Diese Taufe wurde von Bärbel Dethlefs, Ehefrau des Lister Vormanns Claus Dethlefs durchgeführt.

Die vom ehrenamtlichen DGzRS-Vorstand gemeinsam mit der Besatzung ausgewählten Namen dürften ganz nach dem Geschmack beider Seiten sein. So erinnert der Name des Seenotkreuzers an die gleichnamige Ballade von Detlef von Liliencron (1844-1909) über den Sylter Fischer Pidder Lüng. Das Arbeitsboot trägt den Namen des Hamburger Wahrzeichens „Michel“, der weithin bekannten Hauptkirche St. Michaelis, deren 132 Meter hoher Turm die Silhouette der Hansestadt prägt.

Die neueste Einheit der DGzRS wurde auf der Schiffs- und Bootswerft Fr. Fassmer in Berne an der Unterweser gebaut. Die PIDDER LÜNG hat im Zuge der Modernisierung der Rettungsflotte den Seenotkreuzer MINDEN (Baujahr 1985) abgelöst. Der Neubau hat in den vergangenen Monaten umfangreiche Erprobungen unter zeitweise schweren Wetter- und Seegangsbedingungen absolviert und sich auch bereits im Einsatz vor Sylt zur Zufriedenheit seiner Besatzung hervorragend bewährt.

Das 22 Knoten (ca. 40 km/h) schnelle Schiff wird von einer drei Mann starken Besatzung gefahren. Mit einem Tiefgang von lediglich 1,30 Metern kann die PIDDER LÜNG auch in Revieren eingesetzt werden, in denen größere Seenotkreuzer auf ihr Tochterboot angewiesen wären.

Weitere besondere Merkmale des in der bewährten Netzspantenbauweise konstruierten Schiffstyps sind eine umfassende Ausrüstung zur medizinischen Erstversorgung an Bord, eine Feuerlöschpumpe mit einer Förderleistung von 2.300 Litern/min. zur Bekämpfung von Bränden auf See und die Fähigkeit, sich im Falle des Durchkenterns innerhalb weniger Sekunden selbst wieder aufzurichten.

Auf ein Wohndeck, wie es auf anderen Seenotkreuzern eingerichtet ist, verzichtet die DGzRS bei dieser Klasse bewusst. Die Besatzung lebt nicht an Bord, sondern im nahen Stationsgebäude. Innerhalb kürzester Zeit kann die Einheit besetzt werden und zum Einsatz auslaufen. Für Umbau und Sanierung des Lister Stationsgebäudes hat die Mannschaft viel Eigenleistung erbracht.

Ungewöhnlich für Seenotkreuzer der DGzRS ist ferner der zum Einsatz kommende Typ eines offenen Arbeitsbootes in der Heckwanne. Aufgrund der kompakten Maße des Seenotkreuzers stehen nicht der Platz und die Tragfähigkeit für ein konventionelles Tochterboot zur Verfügung. Nicht zuletzt zu Gunsten des erreichbaren geringen Tiefgangs des Seenotkreuzers verzichtet die DGzRS hierauf. Dennoch steht der Besatzung mit der 30 Knoten (ca. 55 km/h) schnellen MICHEL ein leistungsfähiges Einsatzmittel zur Verfügung.

Die Station List zählt zu den ältesten Einrichtungen der DGzRS. Bereits 1866, ein Jahr nach Gründung des Seenotrettungswerks, kam die DGzRS auf die Insel Sylt. Die Station List wurde 1882 gegründet, als erster Name eines Ruderrettungsbootes ist hier der Name CONRAD verzeichnet. 1911 setzte die Motorisierung der DGzRS-Rettungsflotte ein, und noch vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs erhielt List 1914 das erste Motorrettungsboot der Station, die CARL LAEISZ. Es verfügte über einen 30-PS-Motor. Zum Vergleich: Die Hauptmaschine der PIDDER LÜNG leistet knapp 100 Jahre später 1.630 PS.

In List waren stets besonders leistungsfähige Rettungseinheiten stationiert, darunter das Motorrettungsboot HINDENBURG und der Seenotkreuzer ADOLPH BERMPOHL. Allerdings wurde in List erst einmal zuvor ein Seenotkreuzer getauft: 1969 erhielt ganz ähnlich wie jetzt die PIDDER LÜNG die H.-J. KRATSCHKE im Lister Hafen ihren Namen.