Westerland, 22. November 2022: Lange Zeit konnte der TSV Westerland von sich behaupten, der größte Sportverein im Kreis Nordfriesland zu sein. Nachdem vor Kurzem in Husum gleich drei Vereine fusioniert haben, ist dieser inoffizielle Titel zwar auf das Festland gewechselt, aber der Sylter Traditionsverein entwickelt sich trotzdem außerordentlich positiv.
153 Mitglieder sind dem TSV seit der Jahreshauptversammlung im Juni dieses Jahres beigetreten. Waren es im Sommer noch 1.923, sind es jetzt 2.076. Die Zahl der männlichen und weiblichen Mitglieder hält sich dabei fast die Waage. Die Altersgruppen von sieben bis 14 Jahren und von 41 bis 60 Jahren sind mit jeweils rund 500 Mitgliedern am stärksten vertreten.
Neben 58 Insulanern sind zudem 95 Ukrainer dem Verein beigetreten. Nachdem auch auf der Insel Sylt zahlreiche Flüchtlinge aufgenommen wurden, hatte der TSV bereits im April entschieden, dass sie kostenlos Mitglied werden können. „Diese Regelung gilt zwar erstmal für ein Jahr, aber bei Bedarf wird sie natürlich unbürokratisch fortgesetzt“, erklärt dazu der Vereinsvorsitzende Hans Wilhelm Hansen.
Unter den Flüchtlingen sind auch 43 Kinder und Jugendliche, die derzeit mit zwei Betreuerinnen in der Strandklinik wohnen. Sie sind Waisen, Halbwaisen oder beide Elternteile sind vom Militär eingezogen worden. Für diese Gruppe bietet der TSV Westerland seit zwei Wochen ein eigenes 90-minütiges Programm in der Sporthalle der Gemeinschaftsschule an.
Am vergangenen Freitag konnten die Jugendliche so mit Torsten Lickfers Volleyball spielen. Auch wenn der Spaß an der gemeinsamen Bewegung dabei im Vordergrund stand, konnte der Sportlehrer mit ein paar Anweisungen auf Englisch und vorgeführten Bewegungsabläufen zusätzlich auch etwas vermitteln. Am Ende waren alle in der Lage, den Ball als Aufschlag über das Netz zu bringen.
Unabhängig von den Flüchtlingen wohnen zahlreiche Menschen auf der Insel mit einem Migrationshintergrund. 109 Nationen sind auf Sylt vertreten, 3.300 Insulaner besitzen nicht die deutsche Staatsangehörigkeit. Um auch diesen Personenkreis zu erreichen, hat der TSV Westerland den mehrsprachigen Flyer „Sport ohne Sprachbarriere“ entworfen, mit dem sogenannte Sportbotschafter für den Verein geworben werden sollen.
1.000 Stück wurden davon an öffentlich zugänglichen Stellen wie etwa bei der Integrationshilfe oder den Banken ausgelegt, um so Menschen zu finden, die beim Übersetzen helfen können und neue Mitglieder, die nicht fließend Deutsch sprechen, bei der ersten Orientierung im Verein zu unterstützen. Wer neben Deutsch noch eine weitere Sprache spricht und sich für diese Aufgabe interessiert, kann sich gerne unter der Telefonnummer 21550 oder per Mail an info@tsv-westerland.de an den Verein wenden.
Der Westerländer Turn- und Sportverein bietet seinen Mitgliedern ein vielfältiges Programm über die Sommerwochen auf Sylt, bis der reguläre Vereinssport in den Schulsporthallen wiederaufgenommen werden kann.
Auch ohne Infektion hat der Corona-Virus bei vielen von uns seine gesundheitlichen Spuren hinterlassen: Die nötigen Alltagsbeschränkungen erschwerten das Ausüben von Sport über viele Wochen und machten insbesondere Mannschaftssport lange Zeit ganz unmöglich – die Auswirkungen bekommen wir heute zu spüren, wenn wir auf der Waage stehen oder uns beim Treppensteigen schon nach der vierten Stufe die Puste ausgeht. Insbesondere den Vereinssport haben viele in den vergangenen Wochen schmerzlich vermisst – fehlt bei einsamen Jogging-Runden oder Fitness-Übungen im heimischen Wohnzimmer doch irgendwie das Gemeinschaftsgefühl.
Eine vollständige Rückkehr zur Normalität ist beim Turn- und Sportverein Westerland (TSV Westerland) derzeit zwar noch nicht absehbar. Dennoch werde derzeit alles getan, um den mehr als 1800 Mitgliedern sportlich eine Menge zu ermöglichen, berichtet Hans-Wilhelm Hansen: „Unsere derzeit größte Herausforderung sind die Schulsporthallen, die uns frühestens nach den Sommerferien wieder zur Verfügung stehen werden“, so der Vorsitzende. Glücklicherweise zeigt sich der Sommer bisher von seiner besten Seite, sodass der Verein sein sportliches Angebot für die kommenden Wochen kurzerhand nach draußen verlegt hat: „Viele Sportarten unserer insgesamt 16 Sparten lassen sich ganz prima im Freien ausüben“, freut sich Geschäftsführer Stefan Reimers. Gemeinsam mit Vorstand und Spartenleitern hat er die Wochentage von Montag bis Freitag mit einem umfangreichen und abwechslungsreichen Sportprogramm für Vereinsmitglieder aller Altersklassen gefüllt.
Von den Fußball-Minis über Zumba, Badminton und Judo bis hin zu Herzsport und Senioren-Gymnastik reicht das sportliche Spektrum auf der Rasenfläche am TSV-Vereinsheim im Sjipwai 10. Ganz neu hinzugekommen ist der Street-Basketball-Korb, der freitags genutzt wird und für den in Kürze noch eine passende Fläche asphaltiert wird. Und die Ideen gehen bereits weiter: „Jüngst haben die Senioren sich in einem gemeinsamen Gespräch für den Bau einer Boule-Bahn am Vereinsheim ausgesprochen“, erinnert sich Hansen. Im Handumdrehen fanden sich Freiwillige, die das Vorhaben sowohl finanziell als auch durch ehrenamtliche Arbeit unterstützen wollen. „Mit Frauke Greite vom Bouleverein ‚Sylter Bouletten‘ fand sich sogar schon die passende Managerin für den Platz“, ergänzt der TSV-Vorsitzende.
Ganz besonders freut ihn, dass nicht nur der Platz am Vereinsheim, sondern auch die verfügbaren Flächen im Sylt-Stadion für den Vereinssport genutzt werden. Während derzeit noch die letzten Rahmenbedingungen für den ersten Bauabschnitt des Multiparks abgesteckt werden, haben einige TSV-Mitglieder im Sylt-Stadion den Rasen gemäht, Hasenlöcher gestopft und Unkraut entfernt. „Der erste Bauabschnitt des Skateparks beeinträchtigt die derzeit von uns genutzten Flächen nicht“, erklärt der Vorsitzende. „Darum wollen wir dort für Sylter und Gäste wieder Sportabzeichen abnehmen und Leichtathletik-Training anbieten, während nebenan vielleicht bald die Bauarbeiten für den Multipark beginnen.“ In der Zwischenzeit wird sich die zuständige Arbeitsgruppe, der auch Hansen und Reimers angehören, bald schon mit dem zweiten Bauabschnitt beschäftigen: Dann soll auch über den Leichtathletik-Bereich des Multiparks gesprochen werden. „Darauf bin ich ganz besonders gespannt“, so der Vorsitzende abschließend.