Anzeigen

Nielsens Kaffeegarten Keitum

Stand heute wird es ab 1.1.2014 keine Geburten mehr auf Sylt geben

Keine Geburten mehr auf SyltGesundheitsministerium: Beteiligte steigen aus dem Modell Sylter Kreissaal aus – geplantes Boarding-Konzept für alle Schwangeren.

Presseerklärung der Sylter Hebammen vom 22.12.2013 

Die Bestrebungen um den Erhalt der Geburtshilfe auf Sylt haben die Gemüter in den letzten Monaten auf unserer Insel sehr erregt. Verschiedene Möglichkeiten sind zum Teil auch öffentlich diskutiert worden, hier einen Lösungsweg zu finden, so dass zukünftig weiterhin Geburten auf Sylt hätten stattfinden können. Nach zum Teil sehr kontroverser Diskussion wurden mit großer Unterstützung der Gemeinde Sylt, insbesondere durch Frau Bürgermeisterin Petra Reiber und Herrn Eberhardt Eberle (Vorsitzender des Sozial- und Gesundheitsausschuss der Gemeinde), des Kreises Nordfriesland sowie der Landesregierung Anstrengungen unternommen, um noch eine Kompromisslösung zu finden.
Leider ist die zuletzt eingebrachte Idee einer „Geburtshaus Sylt GbR“ oder einer „Sylter Kreissaal GmbH“ für uns nicht durchführbar. Durch die auferlegten Bedingungen unter denen zukünftig Geburten hätten durchgeführt werden dürfen, hätte es kaum noch Geburten geben können. 
Das Betreiben eines Geburtshauses, welches dann in der Hauptverantwortung von uns Hebammen liegt, wäre für uns eine sehr große Belastung, sowohl was die tägliche Arbeit, aber auch rechtliche Aspekte betrifft. Die psychischen aber auch möglichen finanziellen Belastungen die durch ein solches Geburtshaus auf uns zugekommen wären sind so groß, dass wir uns leider nicht in der Lage sehen diese auf uns zu nehmen.
Sämtliche Risiken hätten bei uns Hebammen gelegen!
Es ist sehr bedauerlich, dass deshalb ab dem 1. Januar eine Geburtshilfe auf Sylt nicht mehr möglich sein wird .Wir sind in unserem Herzen bei den werdenden Müttern, die nun ihr Kind auf dem Festland gebären müssen. Wir hoffen, dass sich hier gute Wege finden werden.

Unter den bisherigen Bedingungen als Beleghebammen in der Klinik hätten wir sehr gerne weiterhin Geburten in der Nordseeklinik durchgeführt!

Selbstverständlich stehen wir den Schwangeren und den Müttern auch zukünftig in gewohnter Weise für die Durchführung von Vor- und Nachsorgen zur Verfügung. Wir wollen uns auch bei den vielen Unterstützern von der Insel und auf dem Festland bedanken, die uns mit Taten und Worten unterstützt haben. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir leider keine andere Entscheidung treffen konnten. 

Cornelia Bäcker Anke Bertram Heidrun Hepper

Die Pressemitteilung des Gesundheitsministeriums Schleswig-Holstein

KIEL. Nachdem Donnerstag vergangener Woche die Gemeinde Sylt, Asklepios, Ärzte, Hebammen und Gesundheitsministerium auf Sylt die nächsten Schritte zur Weiterentwicklung des Modells „Sylter Kreissaal“ zur Sicherung der Geburtshilfe auf Sylt besprochen hatten, teilten alle beteiligten Hebammen heute (22.12.) dem Gesundheitsministerium den Ausstieg aus dem Konzept mit.

Gesundheitsministerin Kristin Alheit betonte dazu: „Die Entscheidung ist eine Enttäuschung für Sylt und für mich. Offenbar haben wir es nicht geschafft, mit der geplanten Lösung eine akzeptable Perspektive für alle Beteiligten zu eröffnen. Dass eine solche Entscheidung getroffen wird, bevor die verabredeten nächsten Schritte erfolgen konnten, ist überraschend, ich warne jedoch vor vorschnellen Urteilen“. Das Gesundheitsministerium wird mit den Hebammen über die Gründe sprechen. Zu den am Donnerstag verabredeten nächsten Schritten gehörte die Erstellung eines Businessplanes für das Modell „Sylter Kreissaal“ und weitere Gespräche zur Finanzierung mit den Krankenkassen. Das Modell beinhaltete Geburten in der Nordseeklinik auf Sylt (ohne Risikoschwangerschaften und ohne geplante Kaiserschnitte) unter Leitung der Hebammen mit einem gynäkologischen Hintergrunddienst für Notfälle. Gemeinde, Kreis und übergangsweise auch das Land hatten eine Beteiligung an den Berufshaftpflichtkosten zugesagt. Das Modell sollte ab Februar starten, eine Übergangsregelung ab dem 1. Januar 2014 greifen.

Vor dem Hintergrund der kurzfristigen Entscheidung informiert das Gesundheitsministerium zu den nächsten Schritten zur Sicherstellung der Versorgung:

- Das Gesundheitsministerium wird rechtlich prüfen, ob und gegebenenfalls welche weiteren Möglichkeiten es gegenüber der Asklepios Nordseeklinik hinsichtlich der Versorgung und der Erfüllung des Versorgungsauftrages gibt. Die Klinik hatte mitgeteilt, diesen ab dem 1. Januar 2014 nicht weiter wie bisher aufrechterhalten zu können und dies zuletzt mit qualitativen Anforderungen begründet.

- Bis zum 31.12.2013 ändert sich für schwangere Frauen auf Sylt erst einmal nichts.

- Ab 1.1.2014 – und auch optional schon ab sofort – greift kurzfristig das bereits initialisierte Boarding-Konzept, das das Diakonissenkrankenhaus in Flensburg und Krankenkassen auf Bitten des Gesundheitsministeriums auf den Weg gebracht hatten, um das Konzept „Sylter Kreissaal“ zu flankieren. Das bedeutet, dass ab 1.1. nicht nur Risikoschwangerschaften wie bereits bisher schon, sondern alle Sylterinnen planmäßig auf dem Festland entbunden werden und dazu eine Festlandklinik deutlich vor dem Geburtstermin aufsuchen. Krankenkassen und Diako teilten dazu bereits in dieser Woche mit: „Direkt gegenüber der Frauenklinik verfügt die DIAKO über ein Boarding-Haus mit Doppel- oder Einzelzimmern, das Schwangere von Sylt ca. zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin beziehen können – auch gemeinsam mit ihrem Partner. Schwangere und Hebammen von Sylt können sich ab sofort mit allen Fragen zur Schwangerschaft oder Entbindung sowie für die Anmeldung der Zimmer im Boarding-Haus unter der Telefonnummer 0461 / 812 45 33, per Fax unter 0461 / 812 45 36 oder per E-Mail an kreisssaal@diako.de an die DIAKO in Flensburg wenden.“ Die Krankenkassen erklärten ihre Bereitschaft zur Übernahme der Kosten. Selbstverständlich können Schwangere auch andere Geburtskliniken auf dem Festland aufsuchen. Allerdings ist eine von Krankenkassen getragene Unterbringung vor der Geburt derzeit nur in Flensburg möglich.

- Die Hebammen auf Sylt haben zugesagt, die Schwangeren vor Ort über diese Regelung aufzuklären und koordinierend tätig zu sein.

- Für Notfälle gibt es spezielle Absprachen mit dem Rettungsdienst, um die betroffenen Frauen schnellstmöglich ins geeignete Krankenhaus zu bringen. Diese wurden bereits im Rahmen der Vorbereitung des „Sylter Kreissaal“- Modells getroffen. Der Rettungsdienst wird in Notfällen über erforderliche Maßnahmen entscheiden, gegebenenfalls auch unter Beteiligung der Notfallversorgung der Asklepios-Nordseeklinik, die dafür zur Verfügung steht.

Hintergrund: Das Gesundheitsministerium hatte sich gemeinsam mit den Beteiligten intensiv um eine geburtshilflich Versorgung weiterhin auf Sylt eingesetzt und dabei unter anderem auch Konzepte geprüft, bei denen andere Ärztinnen und Ärzte aus anderen Kliniken abgeordnet werden. Dazu sehen sich die angefragten Kliniken auf dem Festland jedoch nicht in der Lage. Die Beteiligten hatten vor diesem Hintergrund das Modell „Sylter Kreissaal“ entwickelt. Die Asklepios Nordseeklinik in Westerland ist nach der Definition des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) eine Geburtsklinik der niedrigsten Versorgungsstufe von insgesamt 4 Stufen. In einer solchen Geburtsklinik sollen nur Frauen entbinden, die sich schon nach der 36. Schwangerschaftswoche befinden und weder für die Mutter noch für das Neugeborene ein Risiko erwartet wird. Alle anderen Frauen suchen bereits heute schon planmäßig eine Klinik auf dem Festland auf, wie z.B. die Diakonissenanstalt in Flensburg, die über eine Geburtshilfe der höchsten Versorgungsstufe inkl. intensivmedizinischer Versorgung von Neugeborenen (Perinatal Zentrum Level 1) verfügt. Die meisten Nordseeinseln verfügen über keine Geburtshilfe vor Ort, sondern die Einwohnerinnen verlassen die Inseln vor der Geburt