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Neustart auf Sylt: Junger Spanier lernt Koch im Benen-Diken-Hof

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Vom Atlantik an die Nordsee Koch-Azubi Eduardo Jiménez nutzt seine zweite Chance auf Sylt

Junger Spanier ergreift auf Sylt 2. ChanceSeit Anfang September macht Eduardo Jiménez eine Ausbildung im Hotel Benen-Diken-Hof. Sprachliche Hürden meistert der 27-jährige Spanier mit Hilfe eines Live-Online-Deutschkurses – und durch tägliches Üben.
(Keitum, 12. November 2014) Eduardo Jiménez ist stolz: „Vorgestern musste ich mir einen Fahrradschlauch kaufen – und die Leute in dem Laden haben mich sehr gut verstanden“, erzählt er freudestrahlend. Der junge Spanier sammelt immer mehr solcher sprachlichen Erfolgserlebnisse, seitdem er im September seine Ausbildung als Koch auf Sylt begonnen hat.
Die Lehre in Deutschland ist Jiménez‘ zweiter Anlauf auf dem Weg ins Berufsleben. Nach der Schule hatte er auf Gran Canaria, in seiner Heimat, Bauingenieurwesen studiert. Doch auf dem kriselnden spanischen Arbeitsmarkt ging es ihm wie vielen jungen Landsleuten: Er fand keine feste Stelle und musste Gelegenheitsjobs annehmen – mal als Mathelehrer, mal in Hotels. „Mein Gehalt bekam ich oft erst nach Monaten ausbezahlt. Zum Glück konnte ich bei meinen Eltern wohnen“, erzählt Eduardo Jiménez.

Online-Deutschunterricht schon in Spanien

Irgendwann hatte er genug und beschloss, sein Glück in Deutschland zu suchen. „Ich hatte viel über Deutschland und den deutschen Lebensstil gelesen, und das hat mir gut gefallen“, sagt Jiménez. Über das Förderprogramm „The Job of my Life“ (MobiPro-EU) der Bundesregierung bekam er einen Platz in einem Deutschkurs des Instituts für Berufliche Bildung (IBB). Mit MobiPro-EU unterstützt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales die berufliche Mobilität von jungen EU-Bürgern auf dem europäischen Arbeitsmarkt.

„Der Unterricht findet im virtuellen Raum im Internet statt, so dass ich mich schon von Spanien aus in den Kurs einloggen konnte“, erklärt der 27-Jährige. Im Online-Klassenzimmer traf Jiménez auf seine Dozentin und die anderen Kursteilnehmer, den Unterricht verfolgte er live am Bildschirm und kommuniziert wurde per Headset – ähnlich wie bei einer Telefonkonferenz. Drei Monate bereitete er sich intensiv auf seine Auswanderung vor, und auch während eines Praktikums auf Sylt nahm der junge Spanier weiter am Live-Online-Kurs des IBB teil.
Seit ein paar Wochen nun gehört Eduardo Jiménez zum festen Team des Hotels Benen-Diken-Hof in Keitum. Derzeit ist er fünf Tage die Woche für das Frühstücksbüffet zuständig, schneidet Obst klein, brutzelt Rührei und Spiegeleier und kümmert sich in gediegenem Ambiente um das Wohl der Gäste. „Mein Arbeitsplatz ist wunderschön, und der Beruf des Kochs ist sehr kreativ, ein bisschen wie Musik machen – das gefällt mir“, sagt Jiménez.

Üben, üben, üben – im Job und in der Freizeit

Für den Deutschkurs beim IBB nimmt er sich auch jetzt noch regelmäßig Zeit – denn besonders die Artikel und die langen Wortgebilde der fremden Sprache machen ihm noch Probleme. „Es ist toll, dass ich nach Feierabend einfach übers Internet Deutsch lernen kann. Hier auf der Insel müsste ich sonst weite Wege auf mich nehmen, um eine Sprachschule zu besuchen.“ Um sein Deutsch zu perfektionieren, schaut der angehende Koch regelmäßig Nachrichten. Außerdem übt er fleißig Konversation mit seinen Kollegen im Hotel und mit den Mitgliedern des Orchesters, in dem er einmal pro Woche Posaune spielt.
Im Benen-Diken-Hof freut man sich über das Engagement des jungen Spaniers: „Eduardo ist mit ganzem Herzen dabei und gibt sich große Mühe, sich hier zu integrieren“, betont Geschäftsführerin Anja Johannsen. Schon seit Längerem habe die Hotelbranche Mühe, offene Azubi-Stellen mit Bewerbern aus Deutschland zu besetzen, weshalb die jungen Arbeitskräfte aus dem europäischen Ausland eine äußerst willkommene Hilfe seien.

„Ich muss nicht mal mein Fahrrad abschließen!“

Eduardo Jiménez jedenfalls fühlt sich auf Sylt sehr wohl. „Ich mag die Landschaft und den Strand, und Westerland ist sehr schön“, sagt der junge Spanier. Wenn es sein straffer Arbeitsalltag zulässt, schnappt sich Eduardo gerne sein Fahrrad und macht Ausflüge auf Sylt. „Ich mag es, dass die Leute hier so ordentlich sind – ich muss mein Fahrrad nicht mal abschließen, wenn ich es irgendwo abstelle.“
Das Wetter allerdings ist für den jungen Spanier noch etwas gewöhnungsbedürftig. „Als ich ankam, musste ich mich erst einmal mit Winterkleidung eindecken – sowas habe ich auf Gran Canaria nie gebraucht.“ Und natürlich vermisst er seine Freunde und seine Familie, die er auf den Kanaren zurückgelassen hat. „Wir skypen aber dreimal pro Woche, das hilft gegen das Heimweh“, sagt Eduardo Jiménez.