Anzeigen

Nielsens Kaffeegarten Keitum

Sylt und seine Sprache - stirbt das Söl'ring aus?

Sylt Bild von Wiebke Mörig

Söl'ring - Gesichter des Sylter Urdialekt 

Nordfriesisch ist die kleinste Minderheitensprache Europas. Die Unesco stuft sie als „extrem
gefährdet“ ein.
In dem dokumentarischen Fotofilm, werden drei „Ureinwohner“ der Insel Sylt portraitiert. Sie
sprechen Söl'ring, einen der zehn nordfriesischen Dialekte. Der Film ist ein Zeitzeugnis der wohl letzten Generation, die diese Regionalsprache bewahrt hat.

Ein Fotofilm über den Sylter Dialekt Sölring

Der Fotofilm ist ein Hybrid aus Fotografie und Film. Im Fotofilm werden die jeweiligen Stärken der beiden Genres zu etwas Höherem komponiert.
Ein Fotofilm besteht primär aus Fotografien die in unterschiedlichen zeitlichen Abständen in einer bestimmten Reihenfolge gezeigt werden. So wird trotz des quantitativ häufigen Einsatzes von Fotos im Bewusstsein des Rezipienten eine filmische Erfahrung hervorrufen.
Ziel des Fotofilms ist es nicht, die menschliche Wahrnehmung zu rekonstruieren. Sie soll stattdessen durch bisher eher ungewohnte mediale Verhältnisse herausgefordert werden.1
Dadurch dass Bewegung und Zeit, anders als im klassischen Film nicht vorgegeben sind, sondern zumeist in einer bisher für den Betrachter nicht bekannten Form dargestellt werden, findet sich der Zuschauer automatisch in der Rolle eines aktiv mitdenkenden Betrachters wieder, der den Ablauf des Films selbst erdenken kann.

Der Fotofilm lässt der individuellen Wahrnehmung durch den gezielten Einsatz von
Zwischenbildern (die durch den Wechsel zweier Bilder im Gehirn entstehen) einen gewissen
Raum, der zu Eigeninitiative einlädt. Die Wahrnehmung kann sich frei entfalten.
Die Fotografie im Fotofilm verdrängt tendenziell das manipulative Image des klassischen
Films und vermittelt dem Zuschauer mehr das Gefü hl, die Realität im Sinne von Wahrheit
zu sehen.

Dies führte zu der These, dass auf Grund des Wunsches nach Reduktion zum Einen und nach Aktivierung des Denkens zum Anderen, die Mischform aus den Medien Fotografie und Film entstand: der Fotofilm.
Im Prinzip ist das Ziel des Fotofilms, das Foto und den Film mit all ihren positiven Eigenschaften zu verbinden: Er soll dem Foto eine imaginäre Dynamik bzw Bewegung und Ton verleihen, also die zeitliche Dimension, und dem Film durch Reduktion auf Standbilder den Ruf des manipulativen Charakters nehmen.

Diese Mischform wird als Widerständler unserer Zeit gesehen, die nämlich im Widerspruch zum allgemeinen Lebenswandel – zumindest in der westlichen Welt – steht. Vielleicht nimmt die Präsenz des Fotofilms in letzter Zeit – besonders in Amerika – gerade deshalb deutlich zu. Vermutlich entspricht dies dem Wunsch vieler Menschen in der heutigen von Stress und Hektik geprägten Zeit nicht nur im Alltag, sondern auch in den immer rasanter geschnittenen Mainstream-Filmen, nach einer Verlangsamung.

Für meine Dokumentation über die nordfriesische Sprache eignet sich das Medium Fotofilm besonders gut, weil es die Spannung zwischen Vergänglichkeit und Bewahren in optimaler Form verdeutlichen kann: inhaltlich geht es auf der einen Seite um das Vergehen der nordfriesischen Sprache und auf der anderen Seite um den Einsatz darum, diese vielleicht doch noch zu Bewahren.
Technisch kann dies mit der Kombination und dem Kontrast des Standbildes und des
Bewegtbildes dargestellt werden. Zudem könnte man der Annahme sein, dass der Fotofilm mehr als der klassische Film zum Mit- und somit Nachdenken über die problematische Situation der nordfriesischen Sprache,
hier konkret des Sylter Dialektes anregt.

Bachelorarbeit
Zusammenfassung
Wiebke Mörig, 09.12.2013
Visual- & Motiondesign, Fotografie
Berliner Technische Kunsthochschule