Sylt ist für viele Dinge berühmt: malerische Sandstrände, traumhafte Dünenlandschaften, die charakteristischen Reetdachhäuser – und eine mehr als angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt für Mieter. Während viele Wohnungen ausschließlich zur Kurzzeitmiete in der Saison zur Verfügung und den Rest des Jahres leer stehen, suchen Menschen, die auf der Insel leben und arbeiten möchten, händeringend nach bezahlbarem Wohnraum.
Immobilienplattformen wie leergefegt
Wer im Augenblick nach einer Wohnung auf Sylt sucht, muss schon riesiges Glück haben. Das liegt unter anderem daran, dass viele Wohnungen und Häuser über Mund-zu-Mund-Propaganda schneller einen Nachmieter finden, als man den Namen am Briefkasten ändern kann. Die größten Chancen, auf der Insel oder dem benachbarten Festland eine Wohnung zu finden, hat man noch auf Webseiten wie Rentola. Auf der Immobilienplattform findet man über die eingebaute Suchfunktion alle Objekte einer Region und kann sich per E-Mail über neue Objekte informieren lassen, sobald diese in den Angebotslisten auftauchen.
Wohnraum zur Langzeitmiete dringend benötigt
Dabei wird Wohnraum für Einheimische dringend benötigt. Lehrer, Polizisten, Krankenschwestern und viele andere Berufszweige machen ein Leben für Insulaner und Urlaubsgäste gleichermaßen überhaupt erst möglich – und die müssen schließlich irgendwo wohnen.
Das aber wird immer schwieriger. Rund 11.000 Dauerwohnungen, die es auf der Insel noch gibt, sehen sich mindestens 4700 Ferienwohnungen oder -häusern gegenübergestellt. Wie viele das genau sind, weiß kein Mensch, da kleinere Unterkünfte nicht meldepflichtig sind. Zudem liegt der durchschnittliche Mietpreis pro Quadratmeter im Jahr 2023 bei 25,48 Euro. Mit einem Lehrer- oder Polizistengehalt ist das kaum zu stemmen.
Neues Großprojekt verspricht zumindest Linderung
Der Dünenpark in der Gemeinde List soll zumindest ein wenig Linderung verschaffen. Auf einer Fläche von 18 Hektar entstehen derzeit 300 Miet- und Eigentumswohnungen sowie Reihenhäuser und 62 Reetdachhäuser mit Ferienwohnungen, die unter anderem zur Finanzierung des Projekts beitragen sollen. Das Besondere am Dünenpark: Nur wer seinen Hauptwohnsitz auf der Insel hat, ist berechtigt, eine der kostengünstigen Wohnungen zu mieten oder sich ein Haus zu kaufen. Dazu hat sich der Projektentwickler BIG Bau vertraglich verpflichtet, um öffentliche Fördergelder in Anspruch nehmen zu können. Im Frühjahr 2024 sollen die ersten Mieter in die Wohnungen auf dem Areal der ehemaligen Marineversorgungsschule der Bundeswehr einziehen.
6,50 Euro pro Quadratmeter mit Bedarfsschein
Ein Teil der 105 Mietwohnungen ist mit öffentlichen Mitteln gefördert. Wer über einen entsprechenden Bedarfsschein verfügt, kann in eine der geförderten Wohnungen einziehen und zahlt nicht mehr als 6,50 Euro kalt pro Quadratmeter. Andere Wohnungen werden „preisgedämpft für maximal 10,50 Euro kalt pro Quadratmeter“ angeboten, sagte Marc Weinstock von der BIG Bau dem „Hamburger Abendblatt“.
Nützliche Tipps für Wohnungssuchende auf Sylt
Wenn trotz aller Schwierigkeiten auf dem lokalen Wohnungsmarkt die Entscheidung für Sylt gefallen ist, muss eine Bleibe her. Wer für einen Job auf die Insel kommt, hat es oft ein wenig einfacher, da viele Betriebe über eigene oder angemietete Wohnungen verfügen, die sie ihren Angestellten für die Anfangszeit zur Verfügung stellen. Es lohnt sich immer, das Thema bereits im Vorstellungsgespräch anzusprechen.
Für alle anderen gibt es hier einige nützliche Tipps, wie man die Wohnungssuche zumindest ein bisschen erfolgreicher gestalten kann.
Budget planen
Alles steht und fällt mit dem verfügbaren Budget. Bevor man auch nur anfängt, Rentola und andere Immobilienplattformen nach Angeboten durchzusehen, sollte man sich einen Überblick über die Marktpreise verschaffen. Im Fall von Sylt endet für viele die Reise dann auch schon, weil man einen durchschnittlichen Quadratmeterpreis von über 24 Euro pro Monat erst einmal aufbringen muss.
Online-Immobilienportale
Ist man sich sicher, dass man sich das Leben mit all seinen Nebenkosten auf der Insel leisten kann, sind Online-Immobilienportale wie Rentola die beste Adresse, um sich einen Überblick über das Angebot zu verschaffen. Über eingebaute Filterfunktionen kann man genau einstellen, welche Objekte angezeigt werden sollen und sich bei Interesse direkt mit dem Vermieter in Verbindung setzen. Online-Portale haben die Wohnungssuche revolutioniert und extrem beschleunigt.
Soziale Medien
Das Problem in kleinen Kommunen ist aber oft, dass es Mietobjekte gar nicht erst in die Listen der Immobilienplattformen schaffen, weil sie schon vorher unter der Hand weggehen. Daher kann es sinnvoll sein, regionalen und lokalen Gruppen in den Sozialen Netzwerken beizutreten und dem Quatsch und Tratsch zumindest mit einem Auge und einem Ohr zu folgen. Nicht selten werden hier Wohnungen und Häuser zur Langzeitmiete angeboten.
Lokale Netzwerke
Gerade bei älteren Vermietern kann es allerdings vorkommen, dass die Objekte nie den Weg ins Internet finden und stattdessen in der lokalen Tageszeitung oder über die berühmte Mund-zu-Mund-Propaganda angeboten werden. Wem es ernst mit einem Leben auf der Insel ist, tut gut daran, möglichst früh lokale Netzwerke aufzubauen, die ein Auge und ein Ohr für einen offenhalten. Abgesehen davon ist Integration auf einer kleinen Insel immer eine gute Idee.
Frühzeitige Planung & Geduld
Die Wohnungssuche auf Sylt ist nichts, was über Nacht erledigt werden kann. Zahlreiche Menschen suchen schon seit Monaten nach bezahlbarem Wohnraum. So lebte ein Westerländer Zahnarzt monatelang mit seiner Familie in einem Bulli auf dem Campingplatz – ein neun Jahre altes Kind inklusive – bevor er endlich eine Wohnung gefunden hat, die er sich leisten kann. Wer zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Wohnung braucht, sollte sehr, sehr früh mit den Planungen und der Suche beginnen und viel Geduld mitbringen.
Auf einen Blick
Bezahlbarer Wohnraum ist auf Sylt genauso schwer zu finden wie die berühmte Nadel im Heuhaufen. Wenn man doch das Glück hat, eine freie Bleibe zu finden, wird im Schnitt ein Quadratmeterpreis von über 24 Euro aufgerufen – kalt, versteht sich.
Ein wenig Linderung wird der Dünenpark in Deutschlands nördlichster Stadt, List, verschaffen. Hier entstehen unter anderem Mietswohnungen, die ab einem Quadratmeterpreis von 6,50 Euro zu haben sind. Voraussetzung: Die Wohnungen können nur von Menschen gemietet werden, die ihren Erstwohnsitz auf der Insel haben.
Wer sich für ein Leben auf der Insel entscheidet, sollte sich ersten bewusst sein, worauf er sich preislich einlässt und zweitens sehr früh anfangen, sich nach einer Unterkunft umzusehen, da in der Regel viel Geduld gefordert ist, bis es zur Vertragsunterschrift kommt.